Das Militär in Myanmar hat 2017 einen Völkermord an der muslimischen Minderheit der Rohingya verübt. Nun flammt die Gewalt wieder auf. Aber diesmal gehören die Haupttäter offenbar zu einer Rebellengruppe …
Georg Fahrion beschreibt in seinem Artikel der am 17. August 2024 auf SPIEGEL + erschien, auf beklemmende Art und Weise die aktuelle Situation der Rohingya in Myanmar, die erneut brutal verfolgt werden. Nachdem das Militär 2017 einen Völkermord an dieser muslimischen Minderheit verübte, erleben die Rohingya nun eine zweite Welle der Gewalt, diesmal maßgeblich durch die Arakan Army (AA), eine Rebellengruppe, die aus der buddhistischen Volksgruppe der Rakhine rekrutiert wird. Diese Gruppe, die ursprünglich Teil der Bewegung gegen die Militärjunta war, hat nun begonnen, gezielt Rohingya anzugreifen. Viele Rohingya, die versuchen nach Bangladesch zu fliehen, werden zurückgewiesen oder getötet.
Der Text schildert persönliche Schicksale, wie das von Umar Faruk, dessen Familie bei Angriffen mit Mörsergranaten und Drohnen fast vollständig ausgelöscht wurde. Die humanitäre Lage im Rakhine-Staat ist katastrophal, da weder internationale Organisationen noch Journalisten Zugang haben und die Kommunikationsnetze abgeschaltet sind. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben deswegen nicht, doch sie decken sich mit grausigen Berichten von Überlebenden (AP) und einem Statement von Médecins Sans Frontières.
Die Gewalt hat sich seit Oktober 2023 intensiviert, als die AA im Rahmen einer landesweiten Offensive gegen die Militärjunta Gebiete im Rakhine-Staat eroberte. Diese Eskalation führte zu massiven Vertreibungen, Zwangsrekrutierungen junger Rohingya durch das Militär und zur Zerstörung von Dörfern. Die Rohingya sind zwischen den Fronten gefangen und erleben eine humanitäre Katastrophe, während die internationale Gemeinschaft kaum eingreifen kann.
NACHTRAG 1 …
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) hat bereits im April 2024 ein Ende der erneuten Gewalt im Bundesstaat Rakhine in Myanmar gefordert. Dort lagen Berichte über Angriffe auf die muslimische Minderheit der Rohingya vor, darunter Hinrichtungen und die Zerstörung von Häusern:
Wir haben auch Berichte über Schüsse auf unbewaffnete fliehende Dorfbewohner erhalten. Wir haben mindestens vier Fälle von Enthauptungen und mehrere Fälle von erzwungenem Verschwindenlassen von Personen bestätigt, außerdem mehrere Dörfer und Häuser, die niedergebrannt wurden.
Myanmar: UN-Büro für Menschenrechte warnt vor eskalierender Krise im Rakhine-Staat
NACHTRAG 2 …
Sven Hansen von der taz berichtet in seinem Artikel Krieg, Flucht und Rassismus in Myanmar – Rohingya zwischen den Fronten über die prekäre Lage der Rohingya, die zwischen den Fronten des Konflikts in Myanmar gefangen sind. Sie fliehen erneut nach Bangladesch, um der Gewalt durch das myanmarische Militär und die Rebellengruppe Arakan Army (AA) zu entkommen. Viele Rohingya werden zwangsrekrutiert, und ihre Dörfer werden zerstört. Die Flucht ist gefährlich, und viele sterben auf dem Weg. In den Flüchtlingslagern in Bangladesch leben die Rohingya unter extrem schlechten Bedingungen, ohne Perspektive auf eine sichere Rückkehr oder Integration.